Heute (01.07.2024) passieren wir die Grenze zu Manitoba. Mit der Einfahrt nach Manitoba befahren wir zum ersten Mal auf unserer Reise das Gebiet der „Great Plains“, der Kornkammer Nordamerikas, welches die drei großen Prärieprovinzen Kanadas (Manitoba, Saskatchewan, Alberta) sowie große Teile der USA umfasst. Kaum, dass wir in die Provinz rein gefahren sind, wird alles um uns herum plötzlich flach, aber so richtig flach. Die Straße die vor uns liegt, führt einmal schnurgeradeaus bis zum Horizont. Hier versperrt uns nichts, aber auch gar nichts die Sicht. Wir können schauen soweit unsere Sehkraft reicht. Bäume existieren nur noch ein paar wenige in der Nähe der Grenze. Hier aber auch nur noch Laub- und keine Nadelbäume mehr. Das haut uns um. In Berlin können wir meist nur 3 Meter weit bis zur nächsten Hauswand schauen. Hier bekommt man wirklich ein ganz anderes Gefühl für Weite.

Nach einer Weile durch die Weite, statten wir der Hauptstadt von Manitoba – Winnipeg – einen Besuch ab. Winnipeg ist historisch bekannt für den Generalstreik von 1919, der den Kampf in Kanada für Arbeitnehmerrechte prägte. Passend dazu gibt es in Winnipeg das weltweit einzigartige „Canadian Museum for Human Rights“, das die Geschichte der Menschenrechte thematisiert. Sobald wir den Highway verlassen, um in die Stadt rein zu fahren, werden die Straßenverhältnisse furchtbar – riesige Schlaglöcher und aufgerissener Asphalt tun sich vor uns auf. Das zehrt an den Nerven. Zur Beruhigung der Nerven steuern wir zuerst den Farmers Market Jardins St.-Léon Gardens an. Wir haben richtig Lust etwas neues auszuprobieren und erwerben hier eine Schale voll Früchte, die uns bis dato unbekannt waren. Sie sehen aus wie kleine längliche Blaubeeren. Diese werden natürlich direkt gekostet. Sie schmecken wie eine Kreuzung aus Blaubeeren und Pflaumen. Geschmackstest bestanden, die dürfen ins morgendliche Müsli Einzug finden. Danach geht’s direkt weiter zur bekannten Markthalle „The Forks Market“, in der es viele lokale Spezialitäten zu finden gibt. Die Halle ist riesig und gefüllt mit Essenständen und Menschen, welche sich teilweise anlässlich des Canada Days mit Kanada Flaggen geschmückt haben. Wir sind komplett überfordert. Aber eine lokale Spezialität wollen wir probieren. Wir entscheiden uns für das Reuben Sandwich – mit Sauerkraut. Da füllen sich unsere Herzen mit Heimatgefühlen und gleichzeitig haben wir so ein Sandwich noch nie probiert. Hier merkt man deutlich, dass es in Winnipeg eine große ukrainische Gemeinschaft gibt, die natürlich auch Einzug in die Küche gefunden hat. Ende des 19. Jahrhunderts sind viele Ukrainer nach Manitoba gekommen, da die kanadische Regierung aktiv Siedler für die Entwicklung des landwirtschaftlichen Westens angeworben hat.
Im Anschluss laufen wir noch ein wenig durch Stadt. Neben der Markthalle entdecken wir das „Canadian Museum for Human Rights“. Die Architektur des Gebäudes sieht super interessant aus. Es erstreckt sich ein großer Glasturm vor uns, um den herum sich weitere Bauelemente ineinander verschlingen. Wie wir später erfahren, soll dies den Aufstieg zu Freiheit und Menschenrechte symbolisieren. Auf unserem weiteren Streifzug durch die Stadt erkunden wir im „Exchange District“ die Straßenzüge, die bekannt für ihre Architektur aus dem 20. Jahrhundert sind. Die Straßen sind größtenteils menschenleer und wir fühlen uns ein bisschen wie in einer Geisterstadt.

Gegen Abend fängt es wieder an zu regnen wie aus Eimern. Wir machen uns auf dem Weg und fahren auf den schlechten Straßen bei Regen und Dunkelheit langsam aus der Stadt wieder raus. Wir begeben uns auf die Suche nach einem Plätzchen für die Nacht. Dies gestaltet sich aber aufgrund des Canada Days als besonders schwierig. Auf unserem Weg sehen wir von Weitem ein Feuerwerk und viele Straßen sind abgesperrt. Als wir endlich einen Schlafplatz gefunden haben, wollen wir nur noch ins Bett. Wir schlafen ein, während der Regen auf unser Dach prasselt.

Am nächsten Morgen wird der Bub erstmal etwas von innen gesäubert. Nach der notwendigen Reinigung, begeben wir uns wieder auf den Highway nach Westen Richtung Saskatchewan. Auf unserem Weg werden wir von der Prärielandschaft begleitet – Felder und Wiesen bis zum Horizont, einige Bauernhöfe, Silos und Lagerhallen. Und dann ist unser kurzes Abenteuer in Manitoba auch schon vorbei und wir passieren die Grenze nach Saskatchewan.


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